Albanische Mundarten | Einführung
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Shqip
Auf dieser Website gibt es Tonaufnahmen in albanischer Sprache aus
verschiedenen albanischsprachigen Gebieten. Sie haben die Möglichkeit,
verschiedene albanische Mundarten zu hören. Obwohl die Mundarten des
Albanischen im Allgemeinen gegenseitig verständlich sind, können Regional-
unterschiede, die durch die historische Sprachentwicklung entstanden sind,
nicht unbeträchtlich sein. Einige in dieser Sammlung aufgenommene Personen
sind gute Mundartsprecher, andere sind eher zufällig gewählt, um einen
Eindruck zu vermitteln, wie sich das heutige Albanische regional anhört.
Es gibt zwei wesentliche und in der Literatur allgemein akzeptierte Sprach-
formen des Albanischen: das Gegische bzw. Nordalbanische, das nördlich des
durch die mittelalbanische Stadt Elbasan fließenden Shkumbin gesprochen
wird, und das Toskische bzw. Südalbanische, das südlich des Shkumbin
gesprochen wird. Leider herrscht kein Einvernehmen bezüglich der weiteren
Klassifizierung albanischer Mundarten, obwohl führende Dialektologen wie
Jorgji Gjinari und Gjovalin Shkurtaj (geb. 1943), Agnija Desnickaja (1912-1992),
Shaban Demiraj (geb. 1920) und Bahri Beci (geb. 1936) weithin ähnliche
Einteilungen vorgeschlagen haben.
Aufbauend auf diesen Vorarbeiten schlagen wir hier unsererseits eine
pragmatische und doch unserer Meinung nach weitgehend genaue
Klassifizierung albanischer Mundarten vor, obwohl hier daran erinnert
werden soll, dass für einige Dialektformen das letzte Wort noch geschrieben
werden muss.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei den vielen Menschen bedanken, die
mir bei dem Vorhaben geholfen haben bzw. mindestens Geduld mit mir
gezeigt haben. Unter ihnen sind nicht wenig albanische Bauern und Schaf-
hirten, die völlig verblüfft waren, als ein eigenartiger Ausländer auf sie zukam
und ihre Sprache aus für sie unfassbaren Gründen fangen und aufnehmen
wollte.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Tonsammlung nicht nur Dialektologen sondern
auch allen Menschen von Nutzen sein wird, die sich für die albanische Sprache
interessieren.
GEGISCH
Gesprochen in den meisten Gebieten Albaniens nördlich des Shkumbin, im
Kosovo, Montenegro, Serbien, in den meisten albanischsprachigen Teilen der
Republik Makedonien, und im Dorf Arbanasi bei Zadar an der kroatischen
Adriaküste.
Nordgegische Dialekte
Gesprochen in den meisten albanischsprachigen Gebieten nördlich des Mat,
einschließlich Ulqin [Ulcinj], Kraja und Podgorica in Montenegro, Shkodra,
Lezha, Malësia e Madhe, Dukagjin, Puka, Mirdita, Plava, Malësia e Gjakovës,
Luma, Has, Kosovo und Presheva [Preševo].
Westliche Variante:
Gesprochen in den Gebieten westlich einer senkrechten Linien abwärts von
der montenegrinisch-albanischen Grenze. Diese Linie stimmt ungefähr mit
der heutigen Grenze zwischen der Präfektur von Shkodra und der Präfektur
von Kukës ein, und schließt Theth und Shala (Dukagjin) sowie alle Gebiete
westlich davon ein, z.B. Shkodra, Lezha, Malësia e Madhe und Montenegro.
Östliche Variante:
gesprochen in den Gebieten östlich einer senkrechten Linien abwärts von der
montenegrinisch-albanischen Grenze. Diese Linie stimmt ungefähr mit der
heutigen Grenze zwischen der Präfektur von Shkodra und der Präfektur von
Kukës ein, und schließt Nikaj-Merturi und Puka ein sowie Gebiete östlich
davon, z.B. Gashi, Tropoja, Malësia e Gjakovës, Has, Kukës, Kosovo und
Presheva.
Südgegische Dialekte
Gesprochen im nördlichen Mittelalbanien südlich des Mat und nördlich des
Shkumbin, einschließlich Mat, Lura, Peshkopia und den meisten albanisch-
sprachigen Gebieten Makedoniens (von Dibra bis Skopje und Kumanova),
sowie Kruja, Tirana und Elbasan.
Zentrale Variante:
Gesprochen im bindenländischen Bassin des Mat und weiter östlich zum
Schwarzen Drin und darüber hinaus, einschließlich Mat, Teile von Mirdita,
Lura, Luma, Peshkopia und das westliche Makedonien (das Westufer des
Schwarzen Drin um Struga, Dibra, Kërçova [Kičevo], Tetova, Gostivar,
Skopje und Kumanova), sowie Kruja und Fushë Kruja.
Südliche Variante:
Gesprochen in den meisten Teilen des Küstenabschnittes zwischen der Mat-
oder Ishëmmündung und der Shkumbinmündung, einschließlich Durrës,
Tirana und Kavaja, sowie binnenländische Gebiete wie das Hinterland von
Tirana, Martanesh, Çermenika, Elbasan und das Shkumbintal.
ÜBERGANGSDIALEKTE
Gesprochen in einem zehn bis zwanzig Kilometer breiten Gürtel entlang des
Shkumbintales, vornehmlich auf der linken (südlichen) Seite, einschließlich die
nördliche Myzeqe-Ebene, Dumreja, Shpat, Polis und Qukës.
TOSKISCH
Gesprochen in den meisten Gebieten Albaniens südlich des Shkumbin bis
nach Griechenland hinein, sowie in den traditionellen Diasporasiedlungen
in Süditalien, Griechenland, Bulgarien und der Ukraine.
Nordtoskische Dialekte
Gesprochen in den meisten Gebieten Albaniens südlich des Shkumbin, mit
Ausnahme der Südküste Albaniens auf der linken (südwestlichen) Seite des
Vjosa. An der Küste liegt die Südgrenze dieses Gebietes südlich der Stadt Vlora.
Westliche Variante:
Gesprochen in den Gebieten Myzeqeja, Mallakastra, Berat, Fier, Skrapar,
Tepelena auf der rechten (östlichen) Seite des Vjosa, Përmet und Vlora,
einschließlich die Gebiete nördlich und nordöstlich der Stadt Vlora.
Östliche Variante:
Gesprochen in den Gebieten Pogradec, Korça, Kolonja und Devoll, sowie im
südwestlichen Teil der Republik Makedonien (das Ostufer des Schwarzen Drin
um Struga, Ohrid, Prespa und Monastir [Bitola]).
Südtoskische Dialekte
Gesprochen in den Küstengebieten südlich der Stadt Vlora bis nach
Griechenland hinein.
Labische Variante:
Gesprochen im Gebiet Labëria, d.h. Kurvelesh und Himara bis zu den Flüssen
Shalës dhe Pavlle, einschließlich Delvina und Gjirokastra.
Tschamische Variante:
Gesprochen im albanischen Teil der Tschameria [Çamëria], d.h. südlich der
Flüsse Shalës und Pavlle, sowie im griechischen Teil der Tschameria vereinzelt
bis nach Prevesa hinunter.
Arvanitisch-toskische Dialekte
Gesprochen bis vor kurzem in ca. 300 Dörfern Mittelgriechenlands, ins-
besondere in Attika, Böotien, im südlichen Teil der Insel Euböa, in nordöst-
lichen Teilen der Peloponnes um Korinth, auf den Inseln des Sardonischen
Golfes, u.a. Salamis, auf Nord-Andros, sowie in anderen Teiles der Peloponnes
und Phthiotis. Diese alte Mundart stirbt aus, wird aber schätzungsweise noch
von zwischen 50.000 bis 250.000, hauptsächlich älteren Menschen verwendet.
Italoalbanisch-toskische Dialekte
Die ca. 90.000 Sprecher dieser archaischen Mundarten befinden sich in oft
schwer zugänglichen Gebirgsdörfern in den süditalienischen Regionen von
Kalabrien, Molise, Apulien, Basilikata, Kampanien, Abruzzen und Sizilien.